Kontinuität und Tiefgang

Mosambik, ehemalige portugiesische Kolonie, ist seit 1975 unabhängig. Das sozialistisch gewordene Land ist – kurz nach der Unabhängigkeit – in einen 16-jährigen Bürgerkrieg verwickelt worden. Danach wurden die Demokratie und ein Mehrparteien-System eingeführt. Wir haben heute um die 31 Millionen Einwohner, welche sich auf 11 Provinzen verteilen. Offiziell wird Portugiesisch gesprochen, dazu gibt es aber auch 43 afrikanische Sprachen und Dialekte. 

20 Jahre Mosambik - ich stelle mich vor

Mein Name ist Matthias Sterchi, ich bin in Embrach und Neftenbach aufgewachsen. Meine Heimatgemeinde ist die «Mosaik Kirche Neftenbach» (Chrischona). Ursprünglich bin ich gelernter Elektromonteur mit einer Zusatzausbildung in Telekommunikation. Seit 1999 lebe und arbeite ich in Mosambik als Werksmissionar. Während dieser Zeit hatte ich das Privileg, drei einheimische Jungs aufzuziehen, welche nun meine Familie sind! Einer lebt inzwischen in Australien, und die anderen zwei leben in der gleichen Stadt wie ich, Xai-Xai. Seit 2015 bin ich mosambikanischer Staatsbürger. 

Die Aufgaben eines Werksmissionars...

Während sieben Jahren war ich für eine Missionsorganisation in Maputo für Bauwesen und Infrastruktur zuständig gewesen, zusammen mit einem lokalen Team. Heute bin ich in mehreren Projekten/Entwicklungsprojekten an verschiedenen Orten tätig. Unter anderem arbeite ich mit einer kleinen Gruppe von jungen Männern im Alter von 18 bis 24 Jahren, welche zum Teil auch bei mir wohnen. Ich unterstütze sie finanziell und praktisch für ihre Ausbildungen und bin für sie da, wenn sie einen Vater brauchen. In der Gesellschaft unseres Umfeldes hier ist es leider sehr üblich, dass Väter in den Familien abwesend sind: Aus verschiedenen Gründen, wie z.B. Saisonarbeit in den Minen von Südafrika, oder infolge von sozialen Problemen. Das hinterlässt viele junge Menschen, die desorientiert sind und dann häufig in Alkoholmissbrauch oder schlimmere Süchte und Krisen abrutschen. Dazu kommt die hohe Arbeitslosenquote, weil formelle Anstellungen fehlen. 

Einer der Jungen verbringt das letzte Jahr an der Uni, Human Resources studierend.  Zwei andere befinden sich im ersten Jahr der Ausbildung zum Elektriker. Mit der momentanen Krise (Covid-19) wissen wir aber nicht genau, ob dieses Jahr bezüglich Schule und Ausbildung vielleicht ganz «ausfällt». Wir sind im dritten Monat, wo sämtliche Schulen/Bildungsinstitute geschlossenen sind. Hier gibt es zwar keinen «Lockdown», aber wir müssen im öffentlichen Raum Masken tragen. «Social distancing» ist etwas schwierig umzusetzen, aber es wird viel in der Richtung getan. Auch hat es genug Wasser und Seife und das Händewaschen ist überall obligatorisch. In dieser Situation tun wir unser Bestes, unser Entwicklungsprojekt mit den jungen Menschen gut voranzubringen. 
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Ein Vater zu sein bedeutet konkret:

Die Vaterrolle zu übernehmen im Leben dieser Jungen ist nicht immer einfach, da kulturelle Unterschiede manchmal das gegenseitige Verstehen erschweren. Das muss dann jeweils zusammen erarbeitet werden. Natürlich versuche ich auch immer, bestehende Familien so gut wie möglich zu involvieren. Und wo Konflikte auftreten, bin ich bestrebt, die verschiedenen Parteien zur Aussprache zusammenzuführen. Da wo ich Einfluss nehmen kann, bemühe ich mich, positive christliche Werte und Einstellungen einzubringen. Es kann zum Teil Jahre dauern, bis tiefe Klüfte und innere Verletzungen in den Menschen und ihren Leben heilen können. 

Ein Vater zu sein... 

Ausser den drei Jungs, die hier wohnen, gibt es noch eine ganze Reihe junger Männer, die auch immer wieder zu Besuch kommen. Sie fragen um Ratschläge, oder um einen kleinen «Zustupf», oder sie möchten sich einfach mitteilen, Gemeinschaft pflegen. Es ist für einen grossen Teil der Bevölkerung hier nicht möglich, gross zu planen, da ihr Einkommen häufig nur für den laufenden Tag reicht. Viele Familien leben so von der Hand in den Mund, und sind «Selbstversorger» mit einem Garten – und Gelegenheitsarbeiten.  

Arbeitskraft und Kenntnisse weitergeben

Meine Berufskenntnisse bringe ich in verschiedenen Missionsprojekten und meiner Lokalkirche ein, wo ich, oft zusammen mit einem oder mehreren Jungen, im Bereich Wasser-, Stromversorgung und Kommunikation praktische Unterstützung anbiete. Auch kann ich seit ein paar Jahren teilzeitlich in einem lokalen Ferien-Resort Unterhaltsarbeiten ausführen. Das ist ein perfekter Ort, Junge auszubilden, da es hier Installationen und Ressourcen gibt, die sonst im Land schwer zu finden sind. 
Wenn es auch oft nicht möglich ist, sofortige oder direkte Resultate zu sehen im Leben dieser Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, so gibt es doch immer wieder kleine Lichtblicke: Wenn z.B. plötzlich jemand anruft und sagt: «Weisst du, was du mir damals gesagt / beigebracht hast, hat mir geholfen, meine Zukunft zu organisieren / über dieses oder jenes Problem hinwegzukommen…» Am Schönsten ist es natürlich immer, wenn man sieht, dass jemand ein starker, gut gegründeter Christ geworden ist!  
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Es ist für mich eine Ehre und ein sehr grosses Privileg, dass Gott mich in diese Nation gestellt hat und mich hier braucht. Nie hätte ich mir früher träumen lassen, dass ich einmal so tief in eine ganz andere Kultur Einblick erhalten und so viel daraus lernen würde! Es ist für mich so wertvoll, über eine grosse Zeitspanne hier sein zu können. Es erlaubt Kontinuität und Tiefgang. Danke Allen, die hinter mir stehen in Gebet und Unterstützung.  
 
Matthias Sterchi, Mosambik 

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